Aufruf zur Antirepressionsdemo 22/03/14

Wir sind wütend und werden täglich wütender – Wir sind wütend, dass Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen müssen, damit ihre politischen Forderungen nach Asyl, Abschaffung der Residenzpflicht oder einer Arbeitserlaubnis Gehör finden. Dass während des Hungerstreiks ein „Festival of Lights“ stattfindet und jeder Dummdeutsche stur ignoriert was gerade vor der eigenen Tür passiert und seine wahre Fratze zeigt indem er lacht und nur ein Auge für sich selbst hat. Es wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, Protestbewegungen zu spalten, zu verarschen und auf Dauer hin zu halten, damit die eigene Ohnmacht überwiegt und in einem Prozess der inneren Selbstzerstörung endet. Die Menschen, die diese abscheuliche und menschenverachtende Politik betreiben, ernten von uns nur Verachtung und Hohn für ihr Handeln.

Wir sind wütend, dass sich der deutsche Mob in den unterschiedlichsten Regionen zusammenfindet und progromartige Stimmung gegen Unterkünfte asylsuchender Menschen verbreitet, wo sich mehrere Hunderte zusammenschließen um mit Heugabel und Fackel in der Hand an ’33 zu erinnern. Unterstützung erhält der deutsche Mob von Firmen wie BMW, die sich an dem Anblick eines Flüchtlingsheims gestört fühlen und es per Senatsbeschluss, wie kürzlich in Charlottenburg, schließen lassen. Wie soll es sich vertragen, wenn neben Luxuskarossen und protzigen Firmensitzen plötzlich der klaffende Unterschied zwischen Besitzlosigkeit und Reichtum sichtbar wird?

Anstelle von Hoyerswerda, Lichtenhagen oder Mannheim-Schönau, als symbolträchtige Orte widerlichster deutscher Nachkriegsgeschichte, rücken heute Hellersdorf, Schneeberg, Güstrow, Demmin, Essen und viele andere Drecksnester.

Wir sind wütend, wenn wir täglich lesen müssen, dass vor der Festung Europa geflüchtete Menschen systematisch auf offenem Meer ermordet werden und als Reaktion darauf eine Verschärfung der Grenzabschottung gefordert und durchgesetzt wird, anstatt zu helfen.

Lampedusa hat das Ausmaß des Sterbens vor den Küsten medial in den Vordergrund gestellt. Vergessen werden die, die es nicht in die Reichweite der Kameraobjektive geschafft haben. Wenn eine Solidarisierung mit solch wichtigen Themen stattfindet, besteht auch mal für deutsche Bullen die Möglichkeit Küstenwache zu spielen und unsere Demonstrationen zu zerschlagen.

Wir sind wütend, wenn aufgrund unserer politischen Arbeit früh morgens der Rammbock klingelt. Nicht etwa, dass uns als Dank Brötchen geliefert werden, weil wir uns politisch engagieren und organisieren. Nein, wir schauen in den Lauf einer Waffe und befinden uns in den Klauen der Schergen, die unsere Wohnung wie wild gewordene Schweine umgraben. Dieser plötzliche Lärm reißt uns aus unseren Träumen und holt uns zurück in den tristen Alltag.

Staat bleibt Staat und Scheiße bleibt Scheiße!

Wir sind wütend, dass täglich Menschen aus ihren Wohnungen getrieben werden. Jede Woche verlassen Hunderte Briefe mit Zwangsvollstreckungen das Postamt und stellen die betroffenen Menschen vor unüberwindbare Hürden im Leben. Endstation: Obdachlosigkeit, Vereinsamung und Tod. Wir erinnern hier an Rosmarie F. aus Berlin, die zwei Tage später an den Folgen der Zwangsräumung verstarb. Unser Trauerzug, in welchem wir ihr und allen anderen Zwangsgeräumten gedenken wollten, wurde brutal von den Schergen zerschlagen und noch immer laufen Verfahren gegen einige TeilnehmerInnen.

Wir sind wütend, dass der Schusswaffengebrauch der Schweine Einzug in unseren Lebensalltag erhält und wir immer mehr daran gewöhnt werden sollen, dies als Normalzustand hinzunehmen.

Nach Hamburg zitierten große Tageszeitungen Bullengewerkschafter Kirsch, der den Schusswaffengebrauch auch bei Demonstrationen fordert. Schon heute endet der Kontakt mit ihnen manchmal verbrannt in einer Zelle oder erschossen im Neptunbrunnen. Dies führt dazu, dass wir schon die bloße Anwesenheit der Schweine als lebensbedrohlich empfinden müssen.

Kein Vergeben. Kein Vergessen.

Wir sind wütend, dass wir täglich die Werbung der Bundeswehr in der Bahn, Uni oder Schule sehen müssen und der Einzug dieser in den zivilen Bereichen fortschreitet, ob nun bei der Bearbeitung von Asylanträgen oder den anwidernden Uniformen auf den Straßen. Dies sind die Vorzeichen einer stetig zunehmenden Militarisierung unseres Alltags. Aber auch hier regt sich der Widerstand, wie die eigenmächtige Abrüstung durch gezielte Brandherde oder der rege Protest gegen das Gefechtsübungszentrum in der Altmark zeigen. Nicht außer Acht gelassen werden sollten hier die bis heute andauernden Repressionen gegen vermeintlich Beteiligte und deren Schikanierungen.

Wir sind wütend, wenn wir in der Bahn sitzen und die Kontrollettis wie wild gewordene Tiere Sheriff spielen. Da es beim Leistungstest der Schweine offensichtlich nicht gereicht hat, wird eine andere Legitimation zur Aufbesserung des eigenen Selbstwertgefühls gesucht. Hand in Hand agieren sie nun mit den Schweinen und genießen diese Anerkennung ihrer Obrigkeit, wenn sie uns wieder einmal drangsalieren dürfen. Wenn wir anfangen uns zu wehren, endet dies im nächsten Bahnhof in den Fängen der Schergen und gipfelt in Exzessen der Misshandlung im Kerker dieser.

Ein Voranschreiten der zunehmenden Überwachung und Kriminalisierung ist auch im normalen Alltag zu beobachten. Es werden Konstrukte geschaffen, die Sonderbefugnisse zulassen um Menschen zu schikanieren. Sonderzonen, Gefahrengebiete und die damit einhergehenden Kontrollen von Personen sind uns ein Dorn im Auge. In Berlin gibt es seit Jahren an sogenannten kriminalitätsbelasteten Orten rassistische Kontrollen, die „verdachtsunabhängig“ durchgeführt werden.

Nicht nur diese benannten Beispiele machen uns wütend. Nein. Auch dass wir täglich für unseren Einkauf bezahlen müssen, Tickets in der Bahn lösen müssen, in jedem Bereich der Stadt auf Schritt und Tritt fotografiert und gefilmt werden oder für unsere politische Arbeit mit Repressalien zu rechnen haben, beim Jobcenter müssen wir uns selbst für fünf Euro rechtfertigen, die wir uns geliehen haben. Auch wir sollen ein gut funktionierendes Rädchen in diesem System werden. Falls dieses Rad aus dem Ruder gerät, wird versucht mit aller Macht und auf allen Ebenen diese Abweichung im Keim zu ersticken.

Diese alltägliche Scheiße kotzt uns an!

Es erfreut uns, dass nicht alle diese Scheiße hinnehmen und sich Widerstand regt. Innerhalb kürzester Zeit lassen sich tausende Menschen mobilisieren, wenn ein Protestcamp geräumt werden soll. Unsere Wut gipfelt in Auseinandersetzungen mit denen, die uns jeden Tag aufs Neue zu unterdrücken versuchen.

Ein erfreuliches Zeichen ist, dass es 10.000 Menschen in Hamburg schaffen auf die Straße zu gehen und sich gegen die herrschenden Zustände zur Wehr setzen. Ein durchaus positives Fazit sind 150 verletzte Schweine und der Gedanke im Hinterkopf dieser, dass auch sie nicht unbesiegbar sind.

2009 war es möglich, die Solidarität mit den Jugendlichen in Griechenland bis ins letzte kleine Dorf zu tragen und zu zeigen, dass sich unsere Wut auch entladen kann.

2013 startete eine Welle der Solidarität mit den Geflüchteten und erhielt eine Aufmerksamkeit wie seit Jahren nicht mehr.

Wir wollen uns aber nicht auf diesen einzelnen Aktionen ausruhen, sondern zu Taten schreiten, denn unser Widerstand muss im alltäglichen Leben stattfinden!

Im Jahr 2014 müssen wir es schaffen unsere Wut nicht nur als Reaktion auf die gerade stattfindende Repression zu fokussieren, sondern diese Normalisierung an ihren Wurzeln anzugreifen.

Diese Demo sehen wir als kleinen aber wichtigen Teil, um unseren Unmut auf die Straße zu tragen!

Am 22. März auf nach Berlin!

Unterm Pflaster liegt der Strand!

Graben wir ihn aus!

KUNDGEBUNG: 16 Uhr – U-Bahnhof Turmstraße

DEMOSTART: 17 Uhr – U-Bahnhof Turmstraße

UNERLAUBT DURCHS GEFAHRENGEBIET: 22 Uhr – Ort wird bekanntgegeben

Rigaer94

Mobivideo:

http://vimeo.com/86534538

https://www.youtube.com/watch?v=16cN4zx8Ucw&feature=youtu.be

FREIHEIT FÜR ALLE GEFANGENEN!

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